Die Stadtgeschichte hat besonderes Gewicht

Biografie über Bibliothekar Hans Thiekötter blickt auf Münster

MÜNSTER - Der frühere Oberbürgermeister Dr. Werner Pierchalla erinnert sich noch sehr gut an den Bibliothekar und langjährigen Direktor der Stadtbücherei Münster, Dr. Hans Thiekötter, der vor 50 Jahren gestorben ist. „Ich bin ja einer der wenigen, die ihn noch im Amt erlebt haben“, sagt Pierchalla. Thiekötter sei ein sehr korrekter Mann gewesen. „Er hat sich vor allem um die Städtepartnerschaft mit Orléans verdient gemacht“, sagt der heute 95-jährige Pierchalla, der bis zum Jahr 1984 Münsters Oberbürgermeister war.

896 Seiten dick, mit 520 Abbildungen und vier Kilo schwer – in der Rüstkammer des Rathauses wurde am Donnerstagmittag auch im Kreis früherer Weggefährten ein wahrlich gewichtiges Buch vorgestellt. Es ist die von dem Kulturhistoriker Dr. Thomas Eickhoff verfasste Biografie über Hans Thiekötter (1906-1967), der selbst Jahrzehnte nach seinem Tod untrennbar mit der Stadt Münster verbunden scheint und mal als ihr Protokollchef bezeichnet wurde.

So liegt es auf der Hand, dass das imposante Werk, für das der jüngste Thiekötter-Sohn und Druckerei-Besitzer Bernd Thiekötter den Anstoß gegeben hatte, zugleich Münsters Stadtgeschichte vor allem auch der Nachkriegszeit abbildet. Es finden sich herrliche Anekdoten, wie die über den Goldenen Hahn aus dem Friedenssaal. Er stand mal eine Nacht in Thiekötters Bücherregal, als der Bibliothekar das bedeutsame Symbol aus dem Kriegsasyl zurück nach Münster geholt hatte.

Oberbürgermeister Markus Lewe dankte der Familie Thiekötter für die „großartige Entscheidung“, mit dieser personalisierten Stadtgeschichte „dem Vater die verdiente
Ehrung zu erweisen und der Stadt Münster ein Geschenk zu machen, das auch Impulse für den gestarteten Zukunftsprozess gibt“.

Autor Dr. Thomas Eickhoff zeigte sich beeindruckt über die Fülle den Materials. „Es
ist unglaublich, dass so ein verdienter Mann wie Dr. Hans Thiekötter fast in Vergessenheit geraten ist“, so Eickhoff. Bernd Thiekötter bescheinigte dem Autor, „mit viel Geduld, Hartnäckigkeit und Akribie das Leben unseres Vaters nachgezeichnet“ zu haben. Dabei habe Eickhoff immer die Geschichte der Stadt Münster mit im Blick gehabt.

 

Hans Thiekötter: Leselust und Stadtkultur in Münster.
Ein Bibliothekar und seine Zeit.
Ardey-Verlag, 896 Seiten, zahlreiche Fotos und Abbildungen, 65 Euro